260 km, 10 Stationen, 1 Tag
An diesem frühen Frühlingsmorgen herrscht nur wenig Verkehr. An der Tankstelle HEM in Kreutzwertheim steht jedoch bereits eine Gruppe von Motorrädern. Die Biker schlürfen Kaffee, unterhalten sich.
Ich steuere auf sie zu und werde mit einem freundlichen „Hallo!“ begrüßt. Als Start in die Saison wollen wir die Main-Spessart-Tour in Angriff nehmen. Nichts für Anfänger, aber als erste Tour mit ca. 260 km im Jahr hervorragend.
Kreutzwertheim ist unser Start (Station 1). Alle da? Dann geht es los. Eine kurze Strecke zum Aufwärmen am Main entlang. Es ist nur ein Katzensprung bis Hasloch (Station 2). An der alten Hammermühle bocken wir die Maschinen auf. Das rote Backsteinhaus strahlt in der Morgensonne als wir eintreten. Drinnen ist es dämmerig. Das Klopfen der Hammer ist ohrenbetäubend.
Dies ist der letzte Eisenhammer im Spessart. Die Hammerschmiede aus dem Jahre 1779 ist tatsächlich noch original erhalten. Früher wurden hier u.a. mit dem großen Hammer (Bär genannt) Pflugscharen hergestellt – 40-50.000 im Jahr! Heute werden hier, immer noch ausschließlich mit Wasserkraft, Glockenklöppel für die ganze Welt geschmiedet.
Nach einer weiteren Stärkung mit Kaffee geht es weiter über die Landstraße. Das Wetter spielt mit. So kann man die erste Fahrt so richtig genießen. Die Strecke ist kurvig und somit wirklich nichts für Anfänger. Auch wenn die Straße heute trocken ist, muss man hier doch gut aufpassen. Weiter geht es durch Michelrieth. Unter der A3 hindurch nach Altfeld. Hier biegen wir auf die B8 ab und können auf der (fast) schnurgeraden Strecke Gas geben und die Maschinen mal richtig laufen lassen.
In der Nähe von Markt Heidenfeld verlassen wir die Ausbaustrecke und fahre weiter bis Hafenlohr. Auch, wenn jetzt mehr Verkehr herrscht, kommen wir gut voran. In Hafenlohr biegen wir schließlich scharf links ab in Richtung Windsheim. Die dritte Station auf unserer Route.
Das Dörfchen ist schon uralt. Es wird vermutet, dass Windheim bereits um 1000 als Kosterhof entstand. Erstmal urkundlich erwähnt wurde der Fleck 1342. Zunächst gehörte Windheim zur Stadt Rothenfels, wurde 1833 selbstständige Gemeinde und wurde schließlich (im Zuge einer Gebietsreform) 1974 nach Hafenlohr eingemeindet. Nur ein paar Häuschen und so eine große Geschichte – erstaunlich. Eine kleine Pause und einen Kaffee später sitzen wir wieder auf unseren Maschinen.
Die Mariengrotte lassen wir zu unserer Rechten. Ein paar 100 Meter weiter erwarten uns zwei ziemlich enge Kurven, ehe es durch den Wald weitergeht. Wir fahren vorbei am Fürstlich Löwenstein’schen Park und dem Naturwaldreservat Hoher Knuck (lustiger Name!). Die Strecke ist kurvenreich und biete mit ein wenig auf und ab Fahrspaß pur.
Weiter geht es durch Rothenbuch und den Forsthain im Spessart. Heigenbrück lassen wir zu unserer Rechten und kommen schließlich an Station 4 – in Heinrichsthal an. Zeit für eine Pinkel-Pause. Endlich mal die Beine vertreten und etwas strecken.
Heinrichsthal ist die am höchsten gelegene Gemeinde im gesamten Spessart und mit nur ca. 850 Einwohnern die kleinste selbstständige Gemeinde im Landkreis Aschaffenburg. Auch wenn es der Name vermuten lässt, liegt der Ort nicht in einem Tal, sondern auf einem Hochplateau. Vom Dorfplatz in der Mitte gehen die Straßen sternförmig in die etwas höher gelegenen Ortsteile. Hier scheint man von Tourismus allerdings noch nichts gehört zu haben. Außer ein paar Häusern und ein oder zwei Länden gibt es hier nichts zu sehen. Also starten wir zur nächsten Etappe.
Auf einem Zickzack-Kurs fahren wir die paar Kilometer nach Frammersbach. Das ist schon etwas ganz anderes! Hier pulsiert das Leben (naja – ein bisschen wenigstens). Als staatlich anerkannter Erholungsort, muss er seinen Gästen ja auch etwas bieten. Vor allem Wanderfreunde kommen gerne hierher. Auch Frammersbach ist schon uralt – es gibt sogar archäologische Funde aus der Bronzezeit. In der Vergangenheit waren die Frammersbacher Fuhrleute bekannt. Sie hatten vom 16. bis in die erste Hälfte des 17. Jahrhunderts das Monopol auf den Hauptstrecken Antwerpen – Leipzig und Frankfurt – Nürnberg, befuhren aber auch weiterreichende Strecken. Gehandelt wurden hauptsächlich Gewürze, Edelmetalle, Stoffe und Glas. Mit Aufkommen der Mainschifffahrt und der Eisenbahn Mitte des 19. Jahrhunderts war die Ära der Frammersbacher Fuhrmannszunft beendet. (Quelle: Wikipedia).
Ich glaube aber nicht, dass die damals schon mit Motorrädern unterwegs waren ;o)
Es geht auf Mittag zu. Zeit uns wieder auf den Weg zu machen. Gut 50 km liegen noch vor uns bis zum nächsten Ziel – Bad Brückenau. Zuerst geht es bis Flöhrsbachthal, dann scharf rechts und weiter durch den Wald. Eine Kurve nach der anderen! So richtig was zu cruisen. Die an der Waldschänke Bayrische Schanz ist besonders kniffelig. Danach ist die Strecke wieder ganz easy bis Fellen. Hier scharf links abbiegen. Dann wird’s wieder anspruchsvoll. Schön kurvig, wie wir das gerne haben.
Ein paar Mal überqueren wir die Grenze zwischen Bayern und Hessen, ehe wir schließlich gegen Mittag in Bad Brückenau ankommen. Inzwischen schieben wir alle ordentlich Kohldampf und da ist es ganz gut, dass es hier eine reiche Wirtshauskultur gibt ;o)
Schließlich einigen wir uns auf „Zum alten Schuster“. Die Tafel am Eingang macht uns neugierig: „Institut für Bierologie, Hektoliteratur und Vinographie.“ Pech! Der alte Schuster öffnet leider seine Pforten erst ab 17:00 Uhr. Als Alternative essen wir im „Da Vinci“ Pizza. Das geht immer und lecker ist die Pizza im „Da Vinci“ allemal. Ein Espresso zum Schluss ist dann auch drin.
Viel länger wollen wir uns auch hier gar nicht aufhalten, schließlich haben wir ja noch die zweite Hälfte der Tour vor uns. Gestärkt steigen wir auf. Wieder liegen fast 50 km zum nächsten Stopp vor uns. Diesmal ist die Strecke entspannt. Dieser Teilabschnitt wäre auch gut für Anfänger geeignet. Auf der B27 durch Oberleichtersbach und durch den Neuwirtshausener Forst, zwischen Feldern hindurch bis Hammelburg. Kurz vor Unterthal ist es nochmal etwas kurviger, aber trotzdem gut zu fahren. Hinter Hammelburg fahren wir auf die St2294. Wir rollen gemütlich über den Asphalt. Durch kleine Dörfer, vorbei an Feldern und durch schattige Wälder. Nach knapp einer dreiviertel Stunde kommen wir in Arnstein an, unserer 7. Station.
Pause! Auch wenn wir vor kurzen erst Mittagspause gemacht haben, so tut ein Stopp doch ganz gut. Arnstein ist ein nettes Städchen. Interessant ist, dass sich hier der einzige Hauptlängen- und Hauptbreitengrad in Deutschland treffen. Es gibt sogar ein Denkmal (eine Weltkugel). Ansonsten wird hier für Touristen auch ziemlich was geboten, wer mag kann ja mal reinschauen: http://arnstein.de/freizeit-tourismus/
Wir habe jetzt dazu allerdings keine Zeit. Nachdem wir das Schnittpunkt-denkmal ausgibigst bestaunt haben, brausen wir davon. Da wir heute Morgen etwas „gebummelt haben, müssen wir uns jetzt ranhalten. 40 km durch Wald und Feld liegen vor uns. Der Wald ist tatsächlich der Gramschatzer Wald, durch den sich die St2299 schlängelt, der wir nun folgen.
Doch nicht lange und wir sind wieder aus dem Wald heraus und fahren durch ausgedehnte Felder. Ab und zu kommen wir wieder durch Dörfer und kleine Städtchen: Retzstadt, Retzbach, über den Main nach Zellingen und dann wieder eine längere Strecke durch Felder und Wälder. Durch Billingshausen, Birkenfeld, an Karbach vorbei, bis wir letztendlich in Marktheidenfeld einfahren.
Wir stellen unsere Maschinen ab und bummeln durch die malerische Altstadt. Mit den alten Fachwerkhäusern ist diese wirklich sehenswert. In einem Eiscafé am Markt lassen wir uns auf einen Kaffee nieder. Nach einem Abstecher zum „Franck-Haus“ (muss man unbedingt gesehen haben!!!) machen wir uns auf den Weg zur vorletzten Etappe: Niklashausen.
Es sind zwar nur etwas über 20 km, aber die haben es in sich. Auf und ab und steile Kurven. Das ist definitiv nichts für Anfänger! Erwähnenswert in Niklashausen ist die evangelische Kirche 1519 im spätgotischen Baustil mit polygonalem Chor errichtet, bestand der Chorseitenturm bereits bei einem Vorgängerbau. Ein neugotischer Ausbau fand 1857 statt.
Die letzten 20 km liegen vor uns. Über die L506 geht es nach Burg Wertheim. Diese Straße ist nochmals etwas für Kurvenfans, im Gegensatz zur Alternative über die K2824. Der Straßenverlauf folgt dem Verlauf der Tauber mit all seinen Schleifen. Die letzte Station auf unserer Route und damit unser Ziel: Burg Wertheim.
Die Burg ist größtenteils eine Ruine. Sie thront auf einer hohen, schmalen Bergzunge zwischen den Tälern von Main und Tauber oberhalb von Wertheim und gilt als eine der ältesten Burgruinen in Baden-Württemberg. Im Restaurant der Burg lassen wir den Tag gemeinsam ausklingen.
Start: HEM Tankstelle, Haslocher Str. 23, 97892 Kreuzwertheim
Zielort: Spitzer Turm, 97877 Wertheim
Entfernung: ca. 260 km
Ungefähre Dauer: ca. 4h 20 min
Bewertung
- Gesamtstrecke: 6
- Kurven: 6
- Landschaft: 6
- Fahrbahn: 5
Legende: (1 = sehr schlecht, 10 = hervorragend)
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