Reifentechnologie
Radialkarkasse
Bei dieser patentierten Technologie von Pirelli wird die Struktur von Vorder- und Hinterradreifen mit einer Radialkarkasse undeiner einzigen Stahlgürtellage hergestellt. Dabei ist der Gürtel in Drehrichtung des Reifens mit einem Winkel von annähernd null Grad um den Umfang der Karkasse gewickelt. Die Vorteile des Einsatzes von Stahl sind die äußerst hohe Steifigkeitund die Möglichkeit, den Stahlcord mit unterschiedlichen Abständen zu wickeln, was zu einer differenzierten Steifigkeitsverteilung zwischen Schulter und Laufflächenbereich führt.
Gürtelreifen mit Radialkarkasse
Der Hauptunterschied zum Diagonalgürtelreifen liegt in der Struktur der Karkasse, die in diesem Fall radial aufgebaut ist. Das heißt, dass die Cordfäden radial, also von Schulter zu Schulter, um den Reifen verlaufen. So können Niederquerschnittsreifen hergestellt werden, was erhebliche Vorteile für die Kurvenstabilität, ein geringeres Gewicht und eine bessere Stabilität bei hohen Geschwindigkeiten mit sich bringt. Die hohe Steifigkeit und die Möglichkeit, den Wickelabstand anzupassen, bewirken eine differenzierte Verteilung der Steifigkeit von der Schulter zum Laufflächenbereich.
Diagonal-Gürtelreifen
Die Struktur besteht aus einer konventionellen Karkasse und einem Gürtel mit einer oder mehreren gekreuzten Lagen. Der Unterschied zwischen Karkasse und Gürtel richtet sich nach dem Zweck, den sie erfüllen müssen und folglich den eingesetzten Materialien: Der Gürtel wird hauptsächlich aus Aramid hergestellt, mit der Funktion, die dynamische Verformung zu verringern, die durch die Fliehkräfte verursacht wird. Die Karkasse soll dem Reifen vor allem Steifigkeit und Belastungsvermögen verleihen.
Diagonalreifen
Dieser Reifen wird auch als konventioneller Reifen bezeichnet. Die Struktur besteht aus einer Karkasse, bei der je nach Geschwindigkeitsklasse und Tragfähigkeit zwei oder mehrere Lagen übereinander gelegt sind. Jede Lage besteht aus gummiertem Textilcord. Der Überlappungswinkel ist so angelegt, dass der Reifen die erforderlichen dynamischen Eigenschaften aufweist.
Aufbau und Konstruktionsprinzipien
Seit es Motorräder gibt, und das sind mittlerweile mehr als 100 Jahre, hat sich deren Erscheinungsbild immer wieder gewaltig geändert. Moderne Superbikes der 90er Jahre haben mit den fahrradähnlichen Gebilden aus der Anfangszeit der Entwicklungsgeschichte kaum mehr etwas gemeinsam. Ein Bauteil – nämlich der Motorradreifen – blieb zumindest für Außenstehende nahezu unverändert. Er war und ist schwarz und rund. Doch dieser Anschein trügt. Die neuzeitlichen Radialreifen von PIRELLI sind wahre High- Tech Produkte, die mit jenen Gebilden aus Gummiplatten und Leinenstreifen vergangener Tage nur mehr ihr schwarzes Aussehen und den Namen Motorradreifen gemeinsam haben. Wie heute Motorradreifen aufgebaut sind und welche Konstruktionsprinzipien PIRELLI anwendet, soll im folgenden erklärt werden. Ob Straße, Enduro, Moto Cross oder Roller, im Prinzip setzt sich jeder Reifen aus den abgebildeten Bauteilen zusammen. Die folgenden Bilder zeigen die verschiedenen Reifenkonstruktionen, wobei man zwischen konventionellen Diagonalreifen und neuartigen Gürtelreifen unterscheiden muß. Für eine Vielzahl von Einsatzfällen ist der Diagonalreifen nach wie vor eine hervorragende Lösung. Zur Verwirklichung motorradspezifischer Anforderungen ermöglicht die Gürtelreifenpalette eine weitere Optimierung.
Seitenwandbeschriftung
Die Reifenflanken weisen mehrere unterschiedliche Markierungen auf. Dazu gehören außer dem Namen des Herstellers und des Modells die Reifengröße und die Reifenmerkmale: nominale Breite, Verhältnis von Flankenhöhe zur nominalen Reifenbreite, Strukturtyp oder Bauart, Felgendurchmesser, Tragfähigkeits- und Geschwindigkeitsindex.
- GENEHMIGUNGSNUMMER Im Sinne von ECE R 75
- REIFENGRÖSSE 180Reifennennbreite (mm)
55 Querschnittsverhältnis %
ZR Reifenbauart (Radial)
17 Felgendurchmesser (Zoll)
M/C Motorradreifen
(73W) Geschwindigkeitskategorie und Tragfähigkeitsindex
TUBELESS Schlauchloser Reifen
RADIAL Reifenbauart - DREHRICHTUNG
Die Pfeile kennzeichnen die Drehrichtung des Reifens entsprechend der Einbauposition (vorne, hinten) - HERSTELLUNGSDATUM z.B. 0310 = Woche 3, Produktionsjahr 2010
- ABKÜRZUNG DOT (DEPARTMENT OF TRANSPORTATION) Weist darauf hin, dass der Reifen den Vorschriften des Verkehrsministeriums der USA und von Kanada entspricht
- NAME DES HERSTELLERS Handelsname/ Markenzeichen
- PRODUKTLINIE
Motorradreifen sind entsprechend der ECE-R 75 genormt. Sie gilt für Zweiradreifen spätestens ab dem Produktionsdatum Oktober 1998 und betrifft insbesondere die Beschriftung der Reifenflanke. Diese gibt Auskunft über die wichtigsten Daten des Reifens. Innerhalb dieser Information sind die für den Motorradfahrer relevanten Angaben zusammengestellt. Die Norm verlangt darüber hinaus weitere Bezeichnungen auf der Flanke wie z.B. Herstellername und Reifentyp. Da in der Praxis unterschiedliche Flankenbeschriftungen von Motorradreifen üblich sind, sollen nachfolgend die wichtigsten Bezeichnungssysteme an Beispielen erläutert werden. Die ECENorm lässt weitere Dimensionsbezeichnungen zu (siehe hierzu auch Anhang 5 der ECE-R 75).
Zoll-Kennzeichnung am Motorradreifen
Neben der oben beschriebenen Millimeter-Bezeichnung für Niederquerschnittsreifen ist vorrangig für ältere Motorräder auch eine andere Spezifikation für Reifen üblich. Bezüglich der Geometrie des Reifens werden nur seine Nennbreite und der Nenndurchmesser in Zoll angegeben. Es fehlt eine Angabe zu dem Querschnittsverhältnis (siehe auch Nr. 2 unter Punkt „Millimeterkennzeichnung für Niederquerschnittsreifen (entspr. ECE R 75)“). In diesem Fall liegt das Höhen-Breiten-Verhältnis in etwas zwischen 80 und 100 %. Darüber hinaus enthält die vollständige Dimensionsbezeichnung natürlich alle Angaben, die auch die mit Millimeter-Kennzeichnung versehenen Reifen tragen, also Reifenbauart, Geschwindigkeits-und Lastindex. Beispielsweise bedeutet auf einem Reifen der Dimension
4.00 – 18 64 H
- 4.00
Der Reifen hat eine Nennbreite von 4.00 Zoll. Dies entspricht ca. 102 mm (4 x 25,4 mm). In der ECE R 75, Anhang 5, Tabelle
3 wird diesem Reifen auf einer Messfelgen der Breite 2.50 Zoll eine Querschnittsbreite von 108 mm zugeordnet. Maximal darf der Reifen 124 mm breit sein. - –
Der Reifen ist in Diagonalbauart ausgeführt. Erläuterungen siehe auch unter Punkt 1. Millimeterkennzeichnung für Niederquerschnittsreifen (entspr. ECE R 75) Nr. 3 Bauartkennung - 18
Der Reifendurchmesser beträgt 18 Zoll. - 64
Entsprechend der Tragfähigkeitskennzahl (Load-Index) 64 kann der Reifen eine Radlast von 280 kg tragen. Siehe auch Nr. 6: Tragfähigkeits- und Geschwindigkeitsklasse (Load- oder Last- und Speed-Index) - H
Entsprechend dem Geschwindigkeitsbuchstaben (Speed-Index) H ist der Reifen für eine Höchstgeschwindigkeit von 210 km/h ausgelegt.
Siehe auch Nr. 6: Tragfähigkeits- und Geschwindigkeitsklasse (Load- oder Last- und Speed-Index)
Weitere Bezeichnungen für Motorradreifen
Die ECE R 75 lässt neben den aufgeführten Größenbezeichnungen für Motorrad- und Mopedreifen weitere Beschriftungen zu, die überwiegend nur bei wenigen oder speziellen Fahrzeugen bzw. deren Bereifung angewendet werden. Erwähnenswert sind Reifen mit sogenannten Niederdruckgrößen und die Größenbezeichnungen für amerikanische Reifen (z.B. auf Harley-Davidson-Modellen). Die Details hierzu enthält die ECE-R 75 im Anhang 5, Tabelle 7. Bei amerikanischen Reifen haben die einzelnen Zeichen folgende Bedeutung (Beispiel: MT90 – 16 M/C 71 H TL).
- M steht für Motorrad
- T steht für die Reifennennbreite. T entspricht einem Zoll-Wert von 5.00 bzw. 5.10.
- 90 steht für das Querschnittsverhältnis (Höhe/Breite in Prozent)
- 16 steht für den Felgendurchmesser in Zoll
- T steht für die Felgenkontur
- M/C steht für Motorcycle
- 71 steht für den Load-Index
- H steht für den Speed-Index
- TL steht für Tubeless also Schlauchlos
Höchstgeschwindigkeitsklasse
Geschwindigkeitsindex: ZR
Höchstgeschwindigkeit in [km/h]: über 240m km/h
F 80
G 90
J 100
K 110
L 120
M 130
N 140
P 150
Q 160
R 170
S 180
T 190
U 200
H 210
V/VB 240
(V) (VB) über 240
W 270
(W) über 270
ZR über 240
Allgemeines
Mindestprofiltiefe
Bei Motorradreifen beträgt die Mindestprofiltiefe laut §36 StVZO 1,6 Millimeter. Ist diese an der Hauptprofilrille erreicht, ist der Reifen verschlissen.
Luftdruck
Den richtigen Luftdruck für den Motorradreifen findet man in der Betriebsanleitung des jeweiligen Motorrads. Senkt man den Luftdruck des Motorradreifen ab, so steigt der Reifenverschleiß, allerdings steigert das die Haftung des Motorradreifens.
Gummimischung
Mitverantwortlich für die Haftung des Motorradreifens ist die richtige Gummimischungen. Die Hersteller bieten Reifen mit verschiedenen Gummimischungen innerhalb der Lauffläche an (Dual-Compound).
Einfahren
Neue Motorradreifen haben eine glatte Oberfläche, dies ist dem Herstellungsprozess geschuldet. Fahrt die Motorradreifen 100 bis 200 Kilometern in einem angemessenen Tempo ein. Ein Tipp von mir: lasst die glatte Oberfläche mit Bremsenreiniger abwaschen und mit Schmirgelpapier leicht aufrauen, dann sind dir Motorradreifen in ein paar Kilometer eingefahren.
Dual-Compound
Ein Motorradreifen mit Dual-Compound hat grundsätzlich zwei Gummimischungen. Eine etwas härte Gummimischung auf der Lauffläche und eine weiche Gummimischung an den beiden Seiten für eine gute Haftung in Schräglage.
Reifenalter
Motorradreifen können bis zu sechs Jahren nach der Produktion verwendet werden wenn sie dunkel und trocken nicht über 25 Grad und ohne mechanischen Druck gelagert werden. Das Alter der Motorradreifen erkennt man an der DOT-Nummer (Produktionsdatum).
Latsch (Auflagefläche)
ist die Reifenfläche die während der Fahrt den Asphalt berührt, die entspricht etwa der Größe einer Streichholzschachtel.
Quellen: https://www.pirelli.com / https://www.adac.de
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